In die Gedankenferne – Esenser Sparkassenlauf

Esenser Sparkassenlauf – in die Gedankenferne

„Dass die Hitze Laufsportfans nichts ausmacht, haben gestern zahlreiche Teilnehmer beim Esenser Sparkassenlauf bewiesen.“ … und auf die Beweisführung wider jeglichen Verstand mit verkündeten 617 Starts darf man gespannt sein: „Mehr dazu folgt in der Montagsausgabe“ verheißt schonungslos der Anzeiger für Harlingerland (Foto).

Ist es die etwa besondere körperliche Konstitution des Ostfriesenvolkes oder schlicht dessen geringe Speicherkapazität, die jenes Phänomen vergessen läßt, um das es vor 20 Jahren einen Riesenhype gab: Das giftige Ozon in der Atemluft ?!

Hier und heute spricht fast niemand mehr davon, gleichwohl diese Erkenntnis spätestens mit der beliebten Apotheken- Umschau für jedermann zugänglich und also elementarer Bestandteil von Allgemeinbildung geworden ist .

Da ist Jörg Kachelmanns T-online-Kolumne ein Karfunkel der Erinnerungsarbeit, eine zeitgerechte und zum Niederknien passendschöne Kritik der Esenser Event-Fröschchen. Wenn er schreibt: „Sie sollten nicht mehr am Nachmittag und Abend joggen. Es ist wirklich sehr, sehr ungesund, vor allem bei jungen Menschen. Nehmen Sie wenigstens nicht Ihre Kinder und Jugendlichen mit“ (ebd.), so erfolgt dies zweifelsfrei in völliger Ahnungslosigkeit um den „Traditionscharakter“ (Anzeiger für Harlingerland) und das „immer noch große Familienfest“ (Schirmherr Adalbert Oldewurtel).

Ungehört verhallt auch so der kenntnisreiche Appell an den Stadtmanager: „falls Sie diese sekundärtugendhafte Obsession haben, etwas immer machen zu müssen, nur weil sie glauben, etwas immer machen zu müssen.“

Und wenn er den Veranwortlichen ans Oberstübchen klopft: „Das Ozon ist immer noch da, giftig wie eh und je. Solange sich das Wetter nicht ändert, sollten Sie keinen Sport draußen zwischen 15 und 23 Uhr machen“, so hallt es zurück: „Die Läufe finden in der Zeit von 18.00 bis 21.00 Uhr statt.“

Und die Antwort auf die Warnung: „Vor allem Junge können bleibende Lungenschäden davontragen“ fällt ebenfalls erwartungsgemäß patzig aus: „… und zwar ein Bambini-Lauf, ein Schülerlauf und der 25. Stadtlauf“, und was da mehr vorkommen mag an Wachstumsstufen des gelernten Sparkassenkunden.

Eigentlich gebührt das Schlußwort abermals dem Fach- und Kachelmann:
„Ich weiß, Sie müssen jetzt einen stinkigen Kommentar schreiben und mir mitteilen, dass Sie trotzdem weiter rumrennen bei den höchsten Temperaturen und Ozonsmogwerten. Können Sie.
Ich wollte Ihnen nur sagen, dass es ziemlich beknackt ist. Was Ihre Lunge angeht, können Sie gleichwertig auch eine rauchen. Die Dreckluft läuft analog zur Temperatur, es ist also abends am schlimmsten. Sport draußen ist morgens am besten, mittags geht noch, danach nicht mehr. Auf dem Land ist es nicht besser als in der Stadt, im Wald nicht besser als auf der Wiese. Ich sags Ihnen, wenn alles wieder gut ist.“

Jedoch das letzte Wort beansprucht der Unverständige: „In der Vergangenheit ist es leider schon fast zu Unfällen gekommen, die es dringend zu vermeiden gilt.
Wir bedanken uns herzlich für Ihr Verständnis.“
(Stadt Esens)

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