Hühnerstall-Architektur

Hühnerstall – Architektur!

 

AfH, 10.05.2019, Bildausschnitt

In der aktuellen Stadtentwicklung ist nun eine weitere Umdrehung der Faktenschreckschraube sichtbar geworden, da kürzlich die ersten fertiggestellten Alten- bzw. Sozialwohnungen Hayungshauser Weg im Beisein des AfH-Chronisten Kiesé besichtigt wurden.
Nachdem seinerzeit 55 städtische Altenwohnungen für 935.000 € an den Investor Real-Immobilien verramscht waren, gelobte Stadtdirektor Harald Hinrichs: „Das Stadtbild wird behutsam erneuert“ demselben Chronisten, ohne daß der was gemerkt hätte!

In der nun vorzufindenden Hühnerstall-Architektur der neuen Real-Immo-Sozialwohnungen allerdings manifestieren sich die Selbstpreisgabe kommunaler Planungskompetenz sowie Stadtentwicklung auf Nachkriegsniveau auf’s Vorzüglichste. Dagegen wirkten die abgebrochenen Alt- Baukörper architektonisch anspruchsvoll und intelligent gegliedert.

„Nach neuesten Gesichtspunkten gestaltet“ glaubt wahrzunehmen die Vorsitzende des Samtgemeinde-Seniorenrates Ulla Uden, und etwas Erkenntniszuwachs und Sachkundeerwerb sollte man sich auch im Alter zumuten wollen.

Offen bleibt dabei, ob die Kubatur der Legebatterie – hier in exponierter Esenser Wohnlage – den zukünftigen Insassen wohl genügend Auslauf ermöglicht, d.h. ob diese Quartiersentwicklung den Kriterien der Freiland- oder eher der Bodenhaltung entspricht.
Da macht’s dann auch nix, daß die Gestaltungswirklichkeit dieser Raiffeisen-Zweckbauten gar recht wenig noch mit dem einst dem Bauausschuß verheißenen Planungskonzept zu tun hat.

Fortgesetzte Stilsicherheit und Niveautreue an gleichem Orte stellt der Investor auch mit dem Antlitz seiner offerierten Eigentumswohnungen unter Beweis.

Die weitere Primitiv-Architektur der anthrazitfarbenen Blechwürfel vor den Lichtöffnungen der plattenbauweisen Baukörper, die zum dauernden Aufenthalt bestimmt sind, öffnen den Horizont des Betrachters für entzückende Planungsleistungen, für die Beliebigkeit der Regionaltype und ihrer so heimatverbundenen Entscheider und für die Sachzwänge zwischen Schlicht- und Profitbau bzw. ihrer Versöhnung.

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