Abschreibungsfriedhof Bensersiel

Bensersiel wird Abschreibungsfriedhof

Anton“, sachtä Cervinski für mich, „Wattis besser? Auf Schalke, im Kannapper Busch odder anna Küste?“
(WAZ, KW 42/1967, „Kumpel Anton“)

… womit wir beim Thema wären.

Anna Küste“ , Bensersieler Rendite-Projekt, das sich auf Ruhrpott-deutsch ranwanzt an jene Zielgruppe Ruhrgebiets- oder NRW-Zahler, die bislang vornehmlich dem Beuteschema der Hempen-Baukultur entsprach, wirft nun 60 (sechzig !) weitere Eigentumswohnungen auf den dortigen FeWo-, Wohnungs-, bzw. Immobilienmarkt. Sie waren als Aquantis-Ferienapartments der Betonburgen namens Essen, Dortmund, Hagen, Bielefeld, Münster etc. zunehmend unvermietbar geworden. Nun werden sie, durchsaniert und vollausgestattet, Zug um Zug als Teileigentum zur Selbstnutzung sowie zum Vermietungszweck beworben und veräußert.

Jeder Eigentümer ist jetzt hier sein eigener Unternehmer, verspricht der Prospekt. Mitbewirtschaftet werden die Renditeboxen von der ohnehin vorhandenen Aquantis-Infrastruktur, die sich dergestalt vortrefflich auslastet.

Hart an der Betrugsgrenze werden den Neueigentümern bis 150 Belegungstage pro Wohnung prognostiziert, und zwar – man beachte den Plural ! – jedem einzelnen der 60! Also 60 neue Vermieter mit je 150 Belegungstagen macht exakt 9000 zusätzliche Belegungstage, die Bensersiel hier angedroht und den Kaufinteressenten verheißen werden – ein Hype also? Finde den Pferdefuß !

Etwaige Folgeinvestitionen oder Ortsrendite allerdings bleiben nachhaltig ausgeschlossen; während sonst nämlich ein frischgebackener Wohnungseigentümer Möblierung, Ausstattung, Verbrauchsmaterial i.d.R. vor Ort beschafft und Kaufkraft erdet, ist bei diesem Geschäftsmodell all inclusive: vollmöbliert; Einrichtung, Ausstattung, Geräte, Wäsche; Glühbirne, Klopapier etc. kommen über den Großlieferanten an den Bewirtschaftungsdienst Aquantis; das Rundum-sorglos-Paket für den Renditefuchs von zu Hause aus – oder eher ein Kopplungsgeschäft?

Und man beachte: Diese 60 Renditeboxen sind ja nur die Addition zu den 74 (vierundsiebzig!) Wohnvorhaben, die auf dem Areal des ehemaligen Campingplatzes derzeit projektiert werden. Macht 134 und zählt man grob weiter vor Ort, nach Gastgeberverzeichnis sowie online-Angebot, gelangt man schnell an mindestens 300 so klassifizierbare ETW-Objekte.

Im früheren, noch gesunden, Vermietungsgeschäft erfolgte der Betrieb einer Ferienwohnung o. eines Zimmers zum Zwecke der Gewinnerzielung, eingebettet in eine attraktive Infrastruktur, an deren Fortentwicklung die Beteiligten (ob Privatvermieter oder Hotelier) natürlich interessiert waren, und die Einnahmen blieben im Ort.

Heute preisen die Vermarkter und Projektentwickler ihre Produkte offensiv als steuersparendes Abschreibungsmodell, mit dessen Aufkommen sich die Ortsentwicklung ins Gegenteil kehrt, denn Unterbelegung schmerzt nicht, Verlusterzielung ist Teil des Systems.

Untrügliches Zeichen ist zudem der expandierende Objekt-Bestand im Marktsegment FeWo-Service sowie die immergleiche Seitenstruktur der online-Prospekte ganz verschiedener Ferienobjekte derselben Verwalter – übrigens die einzigen lokalen Nutznießer dieses Niedergangs, die nun auch noch die Gesellschafter-Vorstände der TourismusGmbH bevölkern. Eine unlautere Interessenlage muß hier nicht in Abrede gestellt werden.

Und daß die verheißene Auslastung keinesfalls erzielbar ist, bleibt gleichgültig, wo es dem Anleger um Steuerersparnis geht – ein für die ohnehin hempenversehrte Vermieter- und Wohnstruktur hochtoxisches Businessmodell, das Bensersiel weiter ruiniert und den Ort dauerhaft zum Abschreibungsfriedhof macht.

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