Abstürzende Sprachakrobaten

 

 

 

Abstürzende
Sprachakrobaten
SPD-Lach- und Sachgeschichten

 

 

Mit zahlreichen Witzen wenden sich die Humorgranaten der Esenser SpaßParteiDummdeutsch derzeit verstärkt an die gläubige Öffentlichkeit und nennen es Wahlprogramm.

Zu lesen ist da unter anderem:
„Wir wollen einen ökologischer Landkreis mit einem Verzicht auf Massentierhaltung, auf Gewässerschutz und Ökolandbau“
– eine Spaßforderung also, deren Grammatik nicht nur Aufschluß über das Sprachvermögen der Propagandisten gestattet, sondern mit dem „Verzicht … auf Gewässerschutz und Ökolandbau“  zudem die Grünen Klamauk-Komplizen auf die Palme bringen dürfte.

„´100% – ein Ergebnis, dass  mich nicht überrascht`, beschreibt Juso-Vorsitzender Ole Willms…“,
kündet via Presseerklärung Juso-Vorsitzender Ole Willms in besonders leichter Sprache über Juso-Vorsitzenden Ole Willms, um alsdann kundzutun:
„Holger ist seit 2016 Landrat und hat einen exzellenten Job gemacht.“

Jux & Dollerei

Daß der Ole dem Holger bescheinigt, einen exzellenten Job gemacht zu haben, ist natürlich ein Jux; daß der Holger sich vom Ole bescheinigen läßt, einen exzellenten Job gemacht zu haben, ist die Dollerei dazu, deren Gemeinschaftsauftritt die wissenschaftliche Humorkritik als Wechselparodie bezeichnet.

Beide Witze jedoch stehen als Stoßgebet der Hoffnung und Zuversicht, es möge in Esens Menschen geben, die das besser beurteilen können als ein 26-jähriger schwer bewaffelter Studienabbrecher unter Welpenschutz, der hier auch bloß einer kenntnis- und anstrengungsfreien Versorgungsnummer als Berufspolitiker harrt.

Somit dürfen sich geneigte Wähler, Follower, Abonnenten auf die nächste Witzestaffel freuen, wenn dann auch ein Stellvertretender Juso-Vorsitzender Jores Hanau vielleicht seinem Vater, Stadtdirektor und Samtgemeindebürgermeister Harald Hinrichs attestiert, einen exzellenten Job gemacht zu haben.

Ob der sich dann auch einfindet zu den stehenden Ovationen, wenn sie für ihre ständigen gegenseitigen Unterstützungen einander Beifall zollen, bleibt abzuwarten. Jedenfalls geht bereits die Kunde, daß die SpaßParteiD ihr bloßes Dasein zu Pfingsten mit einer Konfettiparade zu eigenen Ehren auf dem Esenser Marktplatz begehen wird, wo die sozialdemokratische Traditionshymne aus den Lautsprechern erschallt: „For he is a jolly good fellow…“

„Gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern hat er den Landkreis weiterentwickelt, die Digitalisierung vorangetrieben und das Leitbild des Landkreises auf den Weg gebracht … erfahrener Krisen-Manager in der Corona-Pandemie“,
funkt die Werbegesabbel-Endlosschleife noch über Holger von den Satelliten in der Umlaufbahn aus einem ganzganz fremden Universum …

weggetreten

… in dem diese Genossen vor zwei Jahren ihren einst mit stehenden Ovationen erwählten Jochen Beekhuis MdL per Klatschpresse zu Fall brachten und dann des „Eskapismus“ (Hochmann) bezichtigen ließen, also des geistigen Abschirmens, der Realitätsverweigerung und Wirklichkeitsflucht, der psychiatrischen Ausformung eines Fehlverhaltens – so urteilte der selbe Redakteur, der auch die aktuelle Klatschgruppe stets redaktionell begleitet.

Weiterführend war an dieser  Stelle dazu zu lesen:
Medieneskapismus bezeichnet die Austüftelung, Gestaltung und Überlieferung eines Weltbildes z.B. für die Leserschaft in größtmöglicher Einfalt und Konsumierbarkeit, in Leichter Sprache, widerspruchsfreien Sachverhalten, schlichten Lösungen bei überschaubarer Problemfreiheit, Anmutigkeit ihrer Akteure, Bekanntheit aller Figuren, anstrengungslose Rezeption …

Ist es denn nun Teil ihres Eskapismus-Syndroms oder ist es eine neue, besondere Zugewandtheit für kognitiv Benachteiligte oder ist es angesagtes Wahlkampflabel, wenn hier ausgerechnet die SPD-Sprachartisten die Kompensation eines Defizits per „Leichter Sprache“ propagieren?

Alphabetisierung unerwünscht

Zunächst verweist es darauf, welches Level die Genossen für ihre optimale Ziel- und Wählergruppe unterstellen, nämlich als bereits durch die Sendung mit der Maus weitgehend überfordert.
So betreiben sie die Infantilisierung ihres Publikums, bis es  mindestens einen Juso-Härtegrad erreicht hat.
Weil die Grenzen zwischen Leichter Sprache und Originaltexten von Esenser Genossen sich oftmals als fließend darstellen, wäre auch der Gedanke nicht von der Hand zu weisen, leichte Sprache willkommen zu heißen, um das eigene sprachliche Unvermögen gesellschaftsfähig zu machen.
Die ausschließliche Nutzung einfachsten Werkzeugs geht einher mit der Unfähigkeit, einen komplexeren Sachverhalt wahrzunehmen, geschweige denn darzustellen oder gar darüber zu kommunizieren (s.a. zwanghafter Lokaleuphemismus).
Preiswerter und anstrengungsfreier ist es allemal, die Regeln bis zur Lächerlichkeit zu verflachen, als fundierte Alphabetisierungskampagnen oder Bildungsoffensiven zu verfolgen.

Da ist die Leichte Sprache die Fortsetzung einer Art Rechtschreib“reform“. Als weitere Analogie wird übrigens die „Inklusions“propaganda augenfällig: Einst gab es an renommierten Hochschulen den Studiengang der Sonderpädagogik, wo Spezialisten mit besonderer (Be)Handlungskompetenz für benachteiligte Menschen qualifiziert wurden und diese über Jahrzehnte erfolgreich praktizierten und weiterentwickelten. Im Zuge der Zurichtung von Hochschulbildung auf schnelle Marktverwertung wurde dies unter SPD-Komplizenschaft aufgegeben, heißt heute „Inklusion“ und überläßt Benachteiligte einer höchst inkompetenten Community, mit einem zynischen Geleitwort zu „Solidarität“ und „Gemeinsinn“.

Marktförmig

Und was junge Sozis nicht wissen und alte nicht mehr wissen wollen: Einst besorgte deren Ulla Schmidt die Zerschlagung des Gesundheitswesens, deren Rürup und Riester des Rentensystems, deren Hartz des Sozialsystems, deren Schröder und Scharping den ersten deutschen Angriffskrieg nach 1945.

Nun hat die Leichte Sprache im SPD-Wahlkampf den taktischen Vorteil, daß, wer sich kritisch damit auseinandersetzt, Gefahr läuft, als behindertenfeindlich etikettiert zu werden – und die SPD automatisch im Umkehrschluß als behindertenfreundlich und „barrierefrei“.
(Eine elegante Analyse zum Sachverhalt findet sich übrigens in A. Nerschbachs Quo-Vadis-fb-Beitrag unter Kommunalwahl 2021, Die Parteien, Folge 2)

Aufgerüstet mit diesem Etikett wäre somit zu erwarten, daß die Esenser Genossen mitsamt der 2-köpfigen Juso-Kampfgruppe alsbald mit Leichter Sprache die Alten-, Behinderten- und Jugendhilfeinrichtungen zur „Betreuten Briefwahl“ erobern.
Bis dahin gilt zur Leichten Sprache des SPD-Wahlkampfs:
Es darf gelacht werden!

 

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