Dachmarke – Lachmarke Teil 2

AfH, 17.04.2019, Bildausschnitt

 

Dachmarke – Lachmarke


Teil 2

Ein risikofreies Geschäftsmodell

 

Manche Sparten der werbenden Wirtschaft müssen sich, wenn sie mit der avisierten Etablierung etwa einer „Dachmarke“ ihren Versuchsballon steigen lassen, am Markt behaupten und dort mit viel Einsatz und Potential ihr Produkt positionieren, bewirtschaften und pflegen.

Die AEU hingegen bedient sich einer aus öffentlichen Mitteln etablierten, bereits massenhaft verlinkten, solide eingeführten Domain – und schöpft diese Leistung unentgeltlich ab.
Sie verschafft sich automatischen Zugang zu einer sehr großen, zugleich auch arglosen Nutzer- und Interessengruppe, deren Leistungserwartung nun mit völlig anderen Produkten aus einer AEU-Ladenhütertheke bedient wird. Der Nutzer, Anfrager, Kunde  der Domain, der wie gewohnt eine sachgerechte Stadtseite zu öffnen erwartet, bekommt dabei ein Billigwarenangebot in Mischmüllqualität ins Gesicht geworfen, das er weder gesucht, noch bestellt hat – digitale Drückerkolonne !

Insofern befreit die „Kaperung“ der städtischen Domain die AEU von anstrengender marktwirtschaftlichen Orientierung, der Anforderung strukturierter Konzeption und strategischen Handelns – Agieren ohne Geschäftsrisiko (das weiter beim Gemeinwesen Esens liegt) – der Traum eines achso faulen Unternehmertums.
Die Domain oder „Dachmarke“ ist nun nichts anderes mehr als ein weiterer Haufen nutzloser Prospekte, der, wenn er nicht funkt und liegenbleibt, auch niemanden mehr interessieren muß.
Dann ist die Domain eben verbrannt, Entgiftung ist nicht mehr möglich.

Nutznießer

Daß für eine bloße Reklame-Sammelseite mithilfe von städtischer Politik und AEU Fördermittel aus dem Land(auf)Schwung gerade dem Zeitungsverlag respektive dessen Geschäftszweig Dock26 zufließen, ist dabei so stilsichere wie erwartbare „Gefälligkeit“, die weiterer Betrachtung bedarf

Das große Zeitungssterben einer Schrottpresse und ihrer Printprodukte geht ja auch und gerade beim Anzeiger für Harlingerland nicht nur mit dem steten Verzicht auf Journalismus, der dauernden Einspeisung von Gewerbereklame in redaktionelle Erzählung sowie gedankenloser Rezeption von Verwaltungsverlautbarung einher, sondern ebenso mit der steten Suche nach „neuen“, lukrativen Geschäfts- und Erwerbsbereichen. Im Kiel- bzw. Brackwasser der Digitalisierung („… in aller Munde“, AEU-Vorsitzender Backenköhler) erfolgt dies beim Zeitungsverlag 15 Jahre zu spät, jedoch umso verzweifelter und holpriger.

Mit „Dock26“, „Kleinanzeigen26“, „Immobilien26“ und gar mit „Trauerportal.de“ hat Brune-Mettcker aussichts- und hoffnungslos den digitalen Anschluß verpaßt weit hinter ebay, ebay-Kleinanzeigen und diversen bewährten online-Portalen.
Und die Tochter coastcom ist bereits vor über 10 Jahren mit ihrem Buchungs-Support-System beim damaligen Kurverein Bensersiel gescheitert, und nach dem seinerzeitigen Vertragsende bleibt das comeback weiterhin qualitativ umstritten und zweifelhaft. Das Hauptmerkmal ihrer sowie ebenso der Dock26-Erzeugnisse, die Zappelstruktur der Klickstrecken, belegt allenfalls die Affinität des Personals für „…was mit Medien“, jedoch keine Struktur, kein Ziel, kein Inhalt, keine belastbare konkurrenzbereite Professionalität  –  dafür tausend Methoden und Effektwerkzeuge für die leuchtenden Kinderaugen der Provinzakteure.

So findet die Gemischtwarenkultur der heutigen Seite www.esens.de  ihre Abbildung als Maßstabsvergrößerung im Gesamtunternehmen Zeitungsverlag unter HRB 130585, Handelsregister Amtsgericht Oldenburg. Dort sind sie gelistet, die rund 15 Geschäftsbereiche, Firmen, Projekte, Beteiligungsgesellschaften – von „Südstrandwohnung“ über „Trauerportal“ und „RegioPost“ bis „Ferienratgeber-Nordsee“.

Freier Aufschwung

Wo immer ein Förderprogramm aufgelegt wird, bildet sich sogleich eine Infrastruktur von Beratungs-, Begleitungs- und Bewilligungsagenturen auf nationaler, Landes-, Regions-, Kreis-, Gemeinde-, gar auf Dorfebene, zu denen sich zumeist noch Träger der Sozialwirtschaft gesellen. Sie bilden den ersten Overhead, dessen Regiekosten, Plan- und Projektstellen zuvorderst finanziert werden müssen.

Sie beraten, helfen, kontrollieren einander nach Ermessen und Vernetzungsgrad, legen die Förderziele aus  für ihren Beritt  und üben gegenseitig Rück- und Nachsicht hinsichtlich Zuerkennung, Sachbericht und Verwendungsnachweis.

Das deshalb so beliebte Instrument Land(auf)Schwung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft entwickelt sich vor Ort je nach tagespolitischer Ansage und Aggregatzustand ganz verschieden, teils widersprüchlich und heterogen, wobei z.B. der Mobile Wochenmarkt aus Alfred Ikens Initiative zweifellos zu den glücklichsten bedarfsgerechten und richtliniengemäßen Errungenschaften der hiesigen Projektelandschaft zu zählen ist – und hier ruht eine Betonung!

Ein anderes Mal labelt das Förderinstrument zeitgeistig die Integration von Flüchtlingen, und gar mal die Gastfreundschaft gegenüber „unternehmerischen Zuwanderern – auch aus Nordrhein-Westfalen und dem westeuropäischen Ausland“  [!] (Wirtschaftsförderkreis für Harlingerland e.V.), mal Neubestuhlung für’s Boßlerheim oder die Einbauküche für’s Kirchenkreisbüro, um mit Fremden zu sitzen oder zu kochen; oder die Mützen für Autofahrer, die trampende Migranten mitnehmen; und mal die Stärkung der Küstenbewohnergemeinschaft durch Herstellung eines digitalen Warenkatalogs namens www.esens.de.

Wohl füreinander bestimmt sind dabei Stadt, AEU und Zeitungsverlag in multipler win-win-win-Situation, derer es ausreichend einfältiger politischer Wahrnehmung bedarf.

… wird fortgesetzt.